Erste Reise nach Japan – Bilderband
Tag 0
Nachdem wir den stressigen Teil geschafft hatten, hatten wir noch genug Energie um etwas durch Akihabara zu laufen und das beste Essen zu essen, das ich jemals gegessen hatte. Eine super günstige Miso Suppe.
Tag 1
Gegen 9 Uhr früh standen wir schon in Odaiba am Eingang des Digital Art Museums TEAMLAB BORDERLESS.
Es war der pure Wahnsinn. Wir waren dort bis in den Nachmittag hinein.
Tipp: Besser per Internet ein paar Tage vorher reservieren und besser zu früh als zu spät da sein.
3200 ¥ p.P.
Wir sind dann noch in Odaiba rumspaziert. Es erinnerte mich etwas an die Hafencity. Viele neue Gebäude und …
die lautesten Zikaden, die ich je gehört habe. Waren auch die Ersten, die ich je gesehen und gehört habe!
Anschließend sind wir zum Tokyo Tower gefahren. Zum einen, um den One Piece Tower (Etage im Tokyo Tower) zu besuchen und um die Aussicht zu genießen. Viele wissen, dass der Tokyo Tower nur sehr kurze Zeit das höchste Gebäude Tokyos war, aber zum Stadtbild manifestiert hat er sich dennoch.
Im “One Piece Tower” durfte ich keine Fotos machen. Es war unterhaltsam, aber es hat mich nicht umgehauen. Ich bin kein großer One Piece Fan und schaue nur mit einem Auge mit, wenn mein Freund schaut. Er liebt One Piece und war vom “One Piece Tower” eher semi-begeistert. War schön, aber nicht wieder. Zielgruppe würde ich jünger einschätzen, vielleicht etwas zwischen 14 und 24. Weiß nicht, ob wir Glück hatten, aber wir kamen problemlos und schnell rein. Die Wartezeiten waren geringfügig. Jeder Charakter hat seinen “eigenen Raum”, Brooke zum Beispiel eine Art Geisterbahn ohne Bahn. In Zoros Raum haben wir in Kabinen mit einem VR-Schwert auf uns zufliegende 3D-Kanonenkugeln zerstückelt. (Ich war übrigens richtig gut, während mein Freund mega abgeloost hat!)
2300 ¥ p.P. (+ Eintritt zur Aussichtsplattform, ohne Show)
Ich hatte den romantischen Gedanken, dass ich den Tower gerne bei Nacht fotografieren wollte. So wie im Intro von Sailor Moon. Gegen 19:30 Uhr sind wir im World Trade Center angekommen und ich bekam mein romantisches Foto. Zudem habe ich einen netten Japaner kennengelernt, der dort eine Timelapseaufnahme gemacht hat. Der Augenblick dort sollte einer der schönsten werden: Es waren kaum Menschen unterwegs, es lief Jazz und die wenigen Japaner dort saßen elegant gekleidet an Tischen und unterhielten sich leise und genossen die Aussicht.
Achtung! Das Gebäude hat viele Eingänge und der zum Observatory Deck ist nur zentral zu erreichen, weil nicht alle Aufzüge in den 40ten Stock fahren. Abends ist es dort schön dunkel, sodass die Fenster nicht spiegeln!
620 ¥ p.P.
Tag 2
Wir wollten EIGENTLICH nur die Aussicht von den Rappongi Hills bestaunen. Dann habe ich aber dieses wunderbare Plakat von der Ausstellung von Shiota Chiharu gesehen und wir haben uns zu der langen Reihe der Anstehenden gestellt. Wir besuchten insgesamt drei Austellungen: PIXAR, Attack on Titan Exhibition und schlussendlich Shiota Chiharu. Was soll ich sagen, wenn ein Tag besser als der andere ist? Dann ist man in Japan.
Die PIXAR Ausstellung war wunderbar. Schon Kleinsten wird auf verständliche Art und Weise 3D, Filmherstellung, Stop Motion oder visuelle Effekte näher gebracht. Ich weiß nicht, was ich zur Ausstellung von Shiota Chiharu sagen soll. Es erfüllt mich mit Demut und einem unbeschreiblichen Gefühl, wenn ich daran zurückdenke. Diese Fotos können nicht im Geringsten näher bringen, wie es war diesen Raum zu betreten und das verbrannte Holz zu riechen. Attack on Titan war, sorry, der Fail des Tages. Die 3D-Installation war schon das Aufregendste. Man wird “vorbereitet”, du musst am Anfang entscheiden, ob du vor oder hinter der Mauer bist und dann… werdet ihr nur durch eine Wand getrennt, die nach drei Metern wieder zu einem Gang verläuft. Ab da läuft man nur durch Gänge gepflastert mit Bilderrahmen, in denen Zeichnungen des Mangas stecken.
1.800 ¥ p.P. für PIXAR, Shiota Chiharu und die Aussicht (wobei die in PIXAR dabei ist…)
2.000 ¥ p.P. für Attack on Titan (whaaat?!)
Den Ausblick gab es kostenlos dazu:
Anschließend waren wir essen und ein Hanabi (Feuerwerk) besuchen.
Tag 3
Wir sind eine Stunde gefahren um uns winkende Katzen anzusehen …
… und es war schon wieder einer der besten Tage meines Lebens. Ich will nicht lügen, ich war fix und fertig bei dem Wetter, aber mein Herz ist bei dem Glück durch die Straßen des umliegenden Ortes zerflossen. Es sah 1:1 aus wie in den Animes. Erst sind wir mit einer Bimmelbahn gefahren, dann haben wir uns den Tempel angesehen und anschließend sind wir zu einem wundervollen Ort gegangen: Shiro-Hige’s Cream Puff Factory Daita.
Das Lokal wurde von der Schwägerin von Hayao Miyazaki (Mein Nachbar Totoro, Das wandelnde Schloss, Chichiros Reise ins Zauberland, Prinzessin Mononoke, Kikis kleiner Lieferservice, Das Schloss im Himmel, Das Königreich der Katzen,…) eröffnet und es gibt insgesamt zwei davon. Von Außen unscheinbar und so voller Wunderbarkeiten im Inneren. Ich habe Bücher von Haruki Murakami auf der Fensterbank gesehen, die Sonne schien, die Äste des Baumes vor dem Fenster wippten im Wind und ich hatte den besten Matcha Latte meines Lebens. Der Totoro Windbeutel war natürlich fantastisch. Danach haben wir einen Flohmarkt besucht, auf dem ich irre teure, aber wunderschöne Ohrringe gekauft habe. Die sind echt und werden vermutlich irgendwann ihre Farbe verlieren und die Ohrhaken sind leider nicht aus echtem Silber, sodass meine Ohrläppchen anschwellen wie Berliner in der Friteuse… aber sind sie nicht wunderschön? (Everyday Womans Struggle) Hab jetzt echte Ohrhaken bestellt und werde sie gegen echte Silberne austauschen.
Das war der ordentlichste Flohmarkt, den ich je gesehen habe. Alle Sachen waren schön erhalten. Französische Zeitungen aus 1914, alte Öllampen, Bilder, Figuren, viel Selbstgemachtes. Die Ohrringe sind, falls es jemanden interessiert, von einer jungen Frau namens Naomi Washio.
Auf dem Weg nach Shibuya kamen wir natürlich nicht umhin, uns Shibuya Crossing anzusehen.
Anschließend sind wir zum Meiji Schrein gelaufen. Der kühle Wald hat zu der feuchten Hitze in der Stadt wirklich sehr gut getan.
Nach dem der Schrein langsam aber sicher geschlossen wurde, haben wir uns das berühmte Shibuya Crossing nochmal bei Nacht und von oben angesehen (auf einen Tipp hin: vom Magnet Einkaufszentrum aus (Crossing View)). Das war dann der Fail dieses Tages.
Shibuya Crossing hat mich schon bei Tageslicht nicht großartig fasziniert und bei Nacht ebenso wenig. In allen Ballungspunkten Tokyos sieht es so aus. Nur der Querbalken fehlt. Zudem war die Aussicht aus demselben Gebäude, aber kostenlos, aus dem One-Piece-Shop sogar besser.
ca. 300 ¥ p.P.
Tag 4
An dem Tag hatten wir Lust gescheit zu frühstücken. Auf dem Plan stand Shopping und hey, immerhin waren wir ja in Akihabara! Wir machten uns also auf den Weg und wollten in das nächste Etablissement, das uns anspricht. Okay, dann fing es an zu regnen und wir sind einfach in das Erstbeste. Schon dass es zwei Eingänge mit “Shop” und “Cafe” gab, hätte uns zu denken geben müssen. Wir sind trotzdem rein und sind im Fan-Cafe von AKB48 gelandet. Bis dahin wusste ich nicht, dass sie existieren. Das ist eine Girlband mit vermutlich 36 Mitgliedern, alles minderjährige kleine Japanerinnen (auch wenn eine im Clip Auto fährt = Fake News) die nicht böse gucken können und ständig tanzen müssen. Ich war die einzige weibliche Besucherin. Es lief die ganze Zeit diese (pardon) grauenvolle Musik, das Essen war nicht wirklich gut, aber ich war großartig entertaint!
Ich habe in einer Gachapon-Hall ein paar Plastikfiguren gezogen und wir haben uns Anime-Figuren angesehen – immerhin war dieser Tag zum Shoppen da. Um ehrlich zu sein, war ich nicht im Shopping-Delirium. Vieles ist aus China importiert, von den Souvenirs bis zu den Klamotten, und das hat mich absolut nicht gereizt. Auch die Tax-free-Angebote machen nur bei größeren oder vielfachen Anschaffungen Sinn. (Am Hamburger Flughafen wurden wir nur kurz angesprochen, ob wir Muscheln oder so was dabei hätten, aber nicht durchsucht – vielleicht hat der Mann auch einfach nur meine kinnladentiefen Augenringe gesehen und uns deswegen in Ruhe gelassen.)
Danach besuchten den Asakusa Schrein zur schlechtmöglichsten Touri-Time: Später Nachmittag.
Wie gut, dass das ASAHI Gebäude nur einen Katzensprung entfernt war.
Tag 5
Und weil wir nicht genug von Tokyo von Oben bekommen konnten, haben wir auch eine kostenlose Möglichkeit ausprobiert: Tokyo Metropolitan Government Building. Dort haben Männer angestanden um auf dem dort bereitgestellten Klavier zu spielen und sie waren alle höchst begabt!
Anschließend waren wir in Shinjuku unterwegs, haben gegessen uns Leuchtreklame angesehen.
Tag 6
Dieser Tag und der davor waren Puffer-Tage um nicht jede Minute verplant zu haben oder um sich Sachen auch mal zwei Mal ansehen zu können. Wir haben uns den Tokyoter Hauptbahnhof angesehen… genauer gesagt: darin verlaufen und 0,02% des Kaiserpalastes.
Anschließend sind wir in einen entlegenen Teil Tokyos gefahren und hatten dort einen schönen Tag.
Ich habe einen Shiba Hund gestreichelt!!!
Tag 7
Abreisetag nach Kawaguchiko am Fuji. Vom HBF sind wir mit einem Bus etwa zwei Stunden gefahren. Das Wetter während der Fahrt war… sagen wir, durchwachsen.
In Kawaguchiko haben wir uns für 20 EUR p.P. ein E-Fahrrad gemietet und wieder kann ich nur davon schwärmen, wie es war. Fahrradfahren macht mir allgemein großen Spaß und dann noch bei schöneren Temperaturen (25 Grad) als in Tokyo in einem Ort unterwegs zu sein, der umgeben von der schönsten Natur ist… ist unbeschreiblich. Mit dem Fahrrad dauerte es nur eine halbe Stunde zum berühmtesten Fotomotiv Japans. Zu Fuß müsst ihr mit einer Stunde rechnen.
Wir sind zur Chureito Pagode gefahren und knapp 500 Stufen hochgelaufen um den berühmten Blick auf den Fuji mit der Pagode im Vordergrund zu erhaschen. Wir hätten natürlich auch die Straße nehmen können und mit den E-Bikes hoch, aber die Idee kam erst später, nachdem wir immer wieder befürchtet hatten, dass die Straße bestimmt enden wird – was sie auch bei der Hälfte oder so tat.
Der Fuji war schüchtern. Belassen wir es dabei. Danach, als ich noch mittelrot (Sonnenbrand, wer braucht schon bei 25 Grad Sonnencreme?! Ich offenbar.) war, sind wir dann zur Gondelbahn weitergefahren.
War ganz okay. Nur die ganzen Chinesen haben sich unmöglich verhalten und überall Müll gemacht.
900 ¥ p.P.
Danach sind wir zu unserem Ryokan gelaufen. Das war der pure Wahnsinn und ich kann nur jedem ans Herz legen das auch zu machen. Scheiß auf das Geld.
Tag 8
Wir waren spazieren, haben den besten Käsekuchen der Welt gegessen und lagen ansonsten einfach ständig in unserem Rotenburo (Privates freiluft-Bad auf dem Balkon). Am Nachmittag entkleidete sich der Fuji endlich von seinem Wolkenrollkragen und abends haben wir die Laternen auf dem See gesehen (O-Bon, Allseelenfest) und den Wanderpfad auf dem Fuji.
Tag 9
Tag der Abreise nach Kyoto. Ich habe ein Stück meines Herzens in Kawaguchiko gelassen. Ehrlich. Wir sind von Kawaguchiko nach Mishima, um dort auf den Shinkansen umzusteigen und von dort nach Kyoto zu fahren.
Wir holten unsere Koffer ab, machten uns auf dem Weg zum letzten Hotel und fanden uns mitten in Kyotos Nachbarschaft wieder. Unser Hotel lag etwas abseits, sodass der Shuttleservice uns nicht mitgenommen hat, aber ich fand es wundervoll! Abends haben wir japanisches Fast-Food probiert.
Tag 10
Wenn ich an dem Tag dachte, dass ich einen neuen Schritte-Rekord aufstelle, so war ich nah dran. Wir haben einen Affenpark hoch über Kyoto besucht, wo Affen diejenigen außerhalb der Käfige sind!
Wir sind anschließend zum Arashiyama Bambooforest spaziert. Am Katsura Fluß entlang, über die Togetsu-kyō Brücke, an der Kimono-Station vorbei. Ich war etwas enttäuscht, dass der Pfad nur so kurz war? Aber am Schlimmsten fand ich die zerkratzten Bambushalme. Wie kommt man auf die Idee sich auf einem Bambushalm zu verewigen?! Reicht dir dein Foto nicht??? Mir tun die Bewohner der umliegenden Gegend Leid. Wie schlimm muss das für sie sein, ständig so viel Müll und Lärm erdulden zu müssen, die die Touristen machen. Und im Grunde geht es nicht mal um die Schönheit des Bambuswaldes. Jeder will nur sein goddamn Foto. Ich war da, wohoo. Ich habs mir geleistet, schaut mich an. Hier hast du deine Aufmerksamkeit, aber lass die Landschaft so, wie sie war.
Sagte sie und hat sich anschließend einen weiteren typischen, überrannten Touristen-Hotspot angesehen: Fushimi Inari.
Tatsächlich war ich bestrebt den Berg hochzulaufen. Nur als ich richtig fertig war und dann eine Karte sah, die verriet, dass wir gerade mal bei der Hälfte waren, hab ich abgewunken. Das nächste Mal.
Tag 11
Auf nach Nara! Ich hatte die Menschenmassen wohl noch nicht satt. Jetzt kamen noch Massen an …
Rehen hinzu. Was sind das für wunderschöne, anmutige Tiere? Auch dort haben wir, obviously, Tempel besucht. Vom Kohfukukuji durfte ich keine Fotos machen, aber das war auch nicht notwendig, denn die wunderschönen alten Statuen sind auf einem Flyer abgebildet, den man bekommt, wenn man sich ein Ticket kauft. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber mir gefallen diese großen Holzstatuen sehr. In diesem Tempel standen gleich vier davon. Weiter unten habe ich zwei davon. Als nächstes waren wir im Kasugataisha Tempel. Es war wunderbar. Weil der Eintritt kostenpflichtig ist, ist er nicht überlaufen. Zumindest nicht zu dem Zeitpunkt, als wir dort waren.
Weil wir O-Bon nur von der Ferne sahen, war ich super glücklich die Laternen in dem abgedunkelten Raum sehen zu dürfen. Anschließend sind wir zum Todai-ji Tempel, in dem der große Buddha sitzt. Und ich weiß nicht wieso, aber allein dieses Gebäude zu sehen, hat mir die Sprache verschlagen. Mir ist mit aller Wucht bewusst geworden, wie die Menschen versuchen Vergangenes künstlich am Leben zu halten. Ich dachte an Versailles. Dachte an Asakusa, der von satten Farben nur so strotzt. Und dann sah ich mir dieses demütige riesige Gebäude an und es war einfach atemberaubend schön.
Eigentlich wollte ich danach das kleine Lokal besuchen, in dem der Reisteig verprügelt wird, aber es fing dermaßen an zu regnen, dass wir, trotz Regencape, nass bis auf den Schlüpper wurden.
Tag 12
Und eigentlich hätte mir der heftige Regen vom Vortag einen Denkanstoß geben sollen, aber na ja. Wir haben uns auf die Reise zum Wasserfall in Minoo bei Osaka gemacht. 1,5 Stunden mit den Öffentlichen, dann von der letzten Haltestelle eine Stunde zu Fuß zum Wasserfall durch den schönsten Wald, den ich je gesehen habe. Es war früh am Morgen, kein Tourist, es war unglaublich schön. Nach dem Wasserfall sollte es in einem weiteren einstündigen-Marsch bei Softregen zum Katsuo-Tempel gehen, aber die Straße war wegen des heftigen Regens gesperrt worden, sodass wir wieder zurückgehen mussten.
Den Rest des Tages haben wir viel zu viel eingekauft, das Gekaufte durch Osaka geschleppt und meinen absoluten Schritte-Rekord aufgestellt: 34.000 Schritte.
Tag 13
Für diesen Tag war nichts grobes geplant. Wir haben ausgeschlafen, die Koffer schon mal etwas gesammelt, waren shoppen und anschließend in/um Gion unterwegs.
Japan hat etwas in mir kaputt gemacht. Ich weiß nicht, ob es ein Wort für dieses Gefühl gibt, weil es “Fernweh” nicht trifft. Es ist kein Fernweh. Es ist ein Gefühl von Ohnmacht und dass man sich woanders hin wünscht, verbunden mit der Resignation, dass man es niemals können wird. Am Tag der Abreise wurde es unheimlich still in mir drin. Den ganzen Rückflug über. Wir kamen in Hamburg an, stiegen in die S-Bahn nach Hause und kamen an einem Ort an, der nach Fäkalien und Zigaretten stank. Drei illustre Gestalten riefen zwei Mädchen hinterher, sie sollen ihre ‘Nummaa gib’en und alles in mir schrie, dass ich zurück will. Das ist in Japan undenkbar. Die Japaner sind leise. In den Metros ist es leise. Sie sterben leise. Sie drücken sich über Kleidung aus. Über das geschriebene Wort. Über Blicke. Wie laut hier alles ist! Japaner sind pünktlich, geordnet und hilfsbereit (wenn auch nicht immer bei bester Laune, aber das kann man von niemandem erwarten). Sie leben von Erneuerungen. Ein Erdbeben reißt einen riesigen Krater in die Straße – sieben Tage später war alles geflickt. Alle dreißig Jahre werden Gebäude niedergerissen um neue zu bauen – um Platz für das Neue zu schaffen. Im Shintoismus und Buddhismus ist Erneuerung ein großer Bestandteil. Ich bin bis ins Mark erschüttert, wie gut dort Dinge funktionieren. Natürlich komme ich nicht umhin zu bemerken, dass die Japaner wohl ziemliche Emotionsbaracken sind, was wohl der Preis für ihre Ordnung ist, aber es gibt so vieles, was wir abgucken und vielleicht an der ein oder anderen Stelle besser machen könnten – und nicht tun. Ein Teil von mir ist dort geblieben. Wie gerne würde ich mit der Kamera bewaffnet ein paar Monate dort verbringen.
Wir werden 2021 wieder nach Japan reisen und ich kann es kaum erwarten.